Handwerk ist ZEN


Ausschnitt aus einer Rede vom 28. August, Kastanienhof Dresden

Ich möchte Sie heute auf die Perspektive des Soto-Buddhismus und dessen Gründer aufmerksam machen. […]

Soto-Buddhisten leben in der geistigen Nachfolge des Mönches Dōgen, der im 12. Jahrhundert gelehrt hat. […]
Seine wichtigste Schrift trägt den Titel:
„Anweisungen für den Koch“. […]

Dōgen beschreibt sehr detailliert, wie das Amt des Tenzo – des Kochs – in buddhistischen Klöstern ausgeübt werden soll. […]
Er lenkt den Blick auf die Art und Weise, WIE Handlungen vollzogen werden. […]
Mit welcher Haltung. […]

Und er lehrt uns, dass ALLES wesentlich ist. […]
Dass wir alles in der „Gesinnung der Suche nach dem Weg“ tun sollten. […]

Wir sind ein Leben lang Übende. […]
Und als Übende bewegen wir uns mit Hingabe und Kon-Zen-tration in der Welt. […]

Kon-zen-tration ist das Gegenteil von Zer-Streuung. […]
Kon-zen-tration ist eine zentrierende Kraft. […]

Lassen Sie es mich am Beispiel des Töpferns verdeutlichen. […]

Ton besteht aus zahllosen Tonplättchen, die beim Drehen in Bewegung geraten. […]
Der Töpfer setzt sie auf der Drehscheibe, zentriert sie – was für sich gesehen schon eine Kunst ist – und versetzt die zentrierte Tonmasse in eine zentrifugale Bewegung. […]

Damit aus diesem Ton in Bewegung ein Krug wird oder eine große Schale, muss er in beiden Händen genug Kraft haben – und bei der Formgebung genug Erfahrung und Geschick –, damit er die Tonplättchen formen kann. […]

Für große Objekte, die als Meisterstücke gedreht werden müssen, braucht der Töpfer, braucht die Töpferin nicht nur viel Kraft – sondern vor allem Erfahrung, Übung, Geschick. […]

Drehen gelingt nicht immer. […]
So wie der Töpfer dem Ton seine Grenzen aufzeigt und formt, zeigt auch der Ton dem Töpfer die Grenzen seines Könnens und seiner Kraft auf. […]

Ich denke, dass beim Töpfern – und nicht nur dort – der Augenblick, an dem das Gelingen des Werkes auf Messers Schneide steht, der beglückendste ist. […]
Diese Grenzerfahrungen immer wieder zu suchen, ist der Weg zur Meisterschaft, den viele Menschen im Handwerk mit Freude gehen. […]


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