Der Dualismus ist der Sündenfall.
Die Trennung von Mensch und Natur, Subjekt und Objekt, Geist und Körper hat die Erde zur Sache (res) degradiert – und damit auch die Lebendigkeit im Menschen selbst zerstört.
Sinnlichkeit ist Heilung.
Wie Thomas Fuchs zeigt, sind wir leiblich in die Welt eingelassen. Nur in Resonanz mit dem Lebendigen entfalten wir uns selbst. Entfremdung tötet, Sinnlichkeit lässt uns leben.
Die Natur ist mehr als Ressource.
Nietzsche lehrt: Dionysisch heißt, mit der Natur in Resonanz zu treten – ekstatisch, im Fest, in der Kunst, in der Musik, im Miteinander. Natur ist Rausch, der uns aus der Enge des Ichs befreit.
Die Natur ist Freundlichkeit.
Hildegard von Bingen sah die viriditas, die Grünkraft: eine Quelle heilender Fülle, die Leib und Seele nährt. Natur ist Freund, nicht Feind; Quelle, nicht Objekt.
Rechte der Natur sind notwendig.
Wer Natur so erfährt, kann sie nicht länger als Ding behandeln. Rechte der Natur sind die logische Konsequenz: rechtliche Anerkennung dessen, was wir leiblich und spirituell längst wissen – die Erde ist Subjekt.
Die Würde der Erde ist unsere Würde.
Indem wir die Natur als Rechtsperson anerkennen, geben wir ihr ihre Stimme zurück – und finden zugleich unsere eigene Menschlichkeit wieder.
Vom Sündenfall des Dualismus zu den Rechten der Natur
Der eigentliche Sündenfall der abendländischen Kultur war der Dualismus: die Trennung von Mensch und Natur, Geist und Körper, Subjekt und Objekt. Indem die Natur zur res, zur Sache, degradiert wurde, verlor sie ihre Würde, ihre Stimme, ihre Lebendigkeit. Doch zugleich wurde auch der Mensch verarmt: Wer die Natur nur als Objekt sieht, zerstört auch die eigene Fähigkeit, das Leben sinnlich und leiblich zu erfahren.
Thomas Fuchs erinnert uns daran, dass wir leiblich in die Welt eingelassen sind. Unser Selbst entsteht in Resonanz, nicht in Isolation. Sinnlichkeit und Naturerfahrung sind deshalb keine Nebensachen, sondern die Grundlage menschlicher Existenz. Ohne die Begegnung mit dem Lebendigen verengt sich unser Bewusstsein, verdorrt unsere Seele, verliert unser Leib die Fähigkeit zur Freude.
Thomas Fuchs erinnert uns daran, dass wir leiblich in die Welt eingelassen sind. Unser Selbst entsteht in Resonanz, nicht in Isolation. Sinnlichkeit und Naturerfahrung sind deshalb keine Nebensachen, sondern die Grundlage menschlicher Existenz. Ohne die Begegnung mit dem Lebendigen verengt sich unser Bewusstsein, verdorrt unsere Seele, verliert unser Leib die Fähigkeit zur Freude.
Hier trifft Fuchs’ phänomenologische Einsicht auf zwei Stimmen aus der Tiefe unserer Kulturgeschichte: Nietzsche und Hildegard von Bingen. Nietzsche ruft uns zu: „Dionysisch heißt, mit der Natur in Resonanz zu treten – ekstatisch, im Fest, in der Kunst, in der Musik, im Miteinander.“ Ekstase statt Entfremdung: Natur als Rausch, der uns aus der Enge des isolierten Ichs herausreißt und in eine geteilte Leiblichkeit führt. Hildegard hingegen spricht von der viriditas, der Freundlichkeit und Grünkraft der Natur: ein Strom lebendiger Fülle, der Leib und Seele nährt.
Beide, die Mystikerin und der Philosoph des Dionysischen, bezeugen dieselbe Wahrheit: Natur ist nicht bloß Kulisse oder Ressource, sie ist Quelle und Gegenüber. Wer in ihr nur Holz, Wasser oder Energie sieht, schneidet sich ab von dem, was den Menschen lebendig macht. Der Dualismus zerstört nicht nur die Erde, er zerstört auch uns.
Wenn wir diesen Gedanken ernst nehmen, führt er zwingend über das Feld der Erfahrung hinaus in das Feld des Rechts. Denn was wir als lebendig und freundschaftlich erfahren, darf nicht länger wie ein lebloses Ding behandelt werden. Rechte der Natur sind deshalb nicht bloß ein politisches Projekt oder eine ökologische Strategie – sie sind die logische Schlussfolgerung aus der Überwindung des Dualismus. Sie geben Sprache und Schutz dem, was wir leiblich längst wissen: dass die Erde nicht Objekt ist, sondern Subjekt; nicht Sache, sondern Mitgeschöpf; nicht bloß Umwelt, sondern Mitwelt.
Indem wir die Natur in unser Recht aufnehmen, inkorporieren wir sie neu: nicht als Besitz, sondern als Partnerin. Wir anerkennen in ihr die viriditas und den dionysischen Rausch, die Freundlichkeit und das Ekstatische, das Heilende und das Wilde. Rechte der Natur bedeuten, der Erde das zurückzugeben, was wir im Sündenfall verloren haben: ihre Würde – und damit auch unsere eigene.