Das neue Grundsatzprogramm der Grünen wurde in diesen Tagen vorgestellt. Und es schlägt ungewöhnliche Töne an.
Unterschiedliche Wege in die Zukunft sind nicht nur möglich, sie sind bereits im Heute angelegt. Genauso wie der Mensch die Macht hat, die Welt zu zerstören, hat er auch die Macht, sie zu einem besseren Ort für alle zu machen. Wir haben es selbst in der Hand.
Politik ist, sich zusammenzutun und für eine bessere Zukunft einzustehen.
Als Partei eint uns das Wertefundament dieses Grundsatzprogramms, eine geteilte Grundhaltung zu der Welt, wie sie ist und wie sie sein könnte.
Ein Leben in Würde und Freiheit zu ermöglichen, heute wie übermorgen, überall auf diesem Planeten, den wir gemeinsam bewohnen, ist unser Ziel.
So vielfältig wir selbst sind, so offen sind unsere Arme mitzumachen, Bündnisse zu schmieden. Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir darauf vertrauen, dass unsere Politik den Unterschied machen kann.
Kommentar
These: Die Präambel überbewertet den Wert der „Freiheit“.
Ausgangspunkt der gemeinsamen Werte, die in diesem Grundsatzprogramm beschrieben werden, ist allein der Mensch. Er steht, so lesen wir im zweiten Absatz, im Zentrum des neuen Programms. Das ganze Programm soll der Freiheit des Menschen und seiner Würde dienen.
Die Freiheit des Menschen und seine Würde.
Freiheit und Würde. Zwei große Worte, die einer genaueren Betrachtung bedürfen. Denn was bedeutet Freiheit? War der Mensch denn jemals völlig frei? Und wie verhalten sich Freiheit und Würde zueinander. Wo endet die Freiheit des Menschen? Muss Freiheit an nicht zwingend an Verantwortung gekoppelt werden? Und was bedeutet Würde? Ist Würde nur ein Anspruch oder auch eine Verpflichtung? Und gefährdet die Art und Weise wie Freiheit von vielen Menschen verstanden und gelebt wird, nicht die Würde vieler Menschen? Müssen wir nicht viel öfter auf Freiheiten verzichten, um die Würde des Menschen zu achten?
Meines Erachtens hat der Mensch sich selber schon viel zu lange ins Zentrum aller Begründungssysteme gerückt. Die Art und Weise wie er seine Freiheit lebt, ist genau genommen so unverantwortlich, dass er sich der Forderung nach Freiheit bis heute als unwürdig erwiesen hat. Denn Freiheit ohne Verantwortung ist eine Fehlkonstruktion – ein großes Missverständnis. Philosophen, die die Freiheit als Wert begründet haben, haben Freiheit stets an ethische Normen geknüpft, die heute bei uns und weltweit massiv missachtet werden.
Denn auf Kosten der Würde des Menschen steht in der Praxis das Recht auf Eigentum an erster Stelle unter dem Schutz des Gesetzes. Solange Eigentümer mit ihrem Eigentum machen dürfen, was sie wollen, kann es weder ein Versprechen auf Freiheit geben, noch ein Versprechen auf Würde geben.
Denn unsere Würde kann nur gewährleistet und geschützt werden, wenn wir genau das tun: Die Freiheit des Eigentums klare Grenzen zu setzen und den Schutz und die Rechte de Natur an die erste Stelle zu setzen.